GREETINGS VOM ALTEN SPEER Zum Auflockern mal wieder ein kleines Quiz. Wertige Materialien, lichtdurchströmt, absolut private Sphäre – das neueste Wohnquartierprojekt in Berlin? Fast richtig: Das Bild oben zeigt den Hof der Justizvollzugsanstalt Zehlendorf-Düppel. Da lacht der Stammtisch, oder? So ist die moderne Architektur eben, bei der heute eine Schule wie ein Krankhaus aussehen kann, ein Rathaus wie eine Bibliothek und ein Krematorium wie ein Museum. Wieder reingefallen, denn das will ich hier gar nicht beklagen. Ich meine etwas anderes, und zwar das hier:
Das wird, wenn es nächstes Jahr fertig wird, das „John-F-Kennedy-Haus“ am Berliner Hauptbahnhof, nah beim Kanzleramt; ein Bürohaus in Bestlage für Verbände und Lobbyisten, die dann aus ihren schmalen, aber wertigen Fenstern genau sehen können, wann die Kanzlerin im Büro ist und wann nicht. Gleich wieder abreissen, wie der hochgeschätzte Architekturkritiker Till Brigleb gerade in seinem Blog für ein ähnliches Haus in Berlin-Hauptbahnhof-Nähe fordert? Ich fürchte, damit wäre es nicht getan, denn dieser neudeutsche Wahn nach Solidität und Strenge in der Architektur, nach Klarheit und Wertbestand liegt tiefer in unseren Genen, die aus antiken Vorbildern heute etwas so ganz anderes erinnern und interpretieren als es z.B. Schinkel tat. Das liess mich neulich schon in der Hamburger Luxus-Shopstrasse „Neuer Wall“ frösteln. Die ersten solcher Massiv-Rasterfassaden beleben eine gewachsene Strasse ja noch als Kontrast, aber irgendwann kippt es ins Gegenteil. Wenn „Weniger ist mehr“ stimmt, das Grundgesetz der Moderne, dann stimmt leider auch: Zuviel Reizarmut und Strenge ist irgendwann zuwenig lebendig. Und immer weniger lebendig nennt man irgendwann: tot. Genug gepredigt, zum Schluss noch schnell ein wenig Schadenfreude. In diesem wunderbaren neuen Bürogebäude, das in Wirklichkeit noch länger ausfällt, als es hier in mein Hipstamatic-Fotoquadrat passte, werden bald Deutschlands Geheimdienstler ihren weggesperrten Tages-Dienstvollzug verbringen dürfen. Auch sie in Rufweite zur Kanzlerin – städtebaulicher Wahnsinn.
Grüsse aus dem modernen Berlin sendet ROLF
[…] den Du mit Frau und Hund in Berlin verbringst, durch süffisante Sticheleien aus der Mecke(r)-Ecke gegen die Hauptstadt kompensieren zu müssen. Andererseits: Ich kann verstehen, dass Du von diesem […]
[…] bringt: Es scheint null Zusammenhang zu geben zwischen dem, was uns beim Schreiben wichtig ist – und dem, was gelesen, geliked, geteilt oder sonstwie gemocht wird. Immer dann, wenn […]
[…] Selbstironie jenseits aller Norm, die wiederum, Gipfel der Dialektik, Maßstäbe setzte. Das traurigste Neubauviertel Gesamtberlins ist heute die Gegend rund um Hauptbahnhof und noch entste…. Hier eröffnet nächsten Monat das neue extrem abweisende Innenministerium mit […]
[…] doch irritieren wollte. (Wohl mit gütiger Hilfe den BND, die bestimmt noch sauer waren über Rolfs Beitrag zu ihrem neuen Schießscharten-Gebäude im Bild oben und sich jetzt bitter rächen wollten.) Klar, dass das Suchwort […]