Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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greetings von der italienischen Küche

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ALLES EGAL

Wahrscheinlich ernte ich nicht besonders viel Widerspruch, wenn ich mich so weit herauslehne zu behaupten, die beste Küche der Welt ist die italienische. Klar ist natürlich auch die Unterart der italienischen, die französische, schmackhaft, auch sind ostasiatische, indische und japanische lecker, ein fetter Burger ebenso, aber unter dem Strich …

Wesentlicher Bestandteil dieser Kochkunst ist der primo, der erste kohlehydrathaltige Gang der Menüfolge (also eigentlich oft der zweite nach den antipasto), der zumeist aus Nudeln besteht – die pasta. Die gibt es in unübersichtlich zahlreichen Varianten, lang, kurz, dick, dünn, gerollt, geriffelt, gefaltet und gedreht. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Nun könnte man sagen, diese Vielfalt sei übertrieben und nur dem Spieltrieb der Italiener geschuldet – und damit noch ein bisschen mehr Abwechslung auf den Tisch kommt. Übertrieben wohl schon, aber dass es unterschiedliche Pasta-Formen gibt, hat wie nahezu alles rund ums Essen, einen Sinn. In diesem Fall einen ganz simplen: Unterschiedlich geformte Pasta nimmt unterschiedlich viel sugo auf. Oder Soße, wie der Deutsche bei seinem Italiener gern sagt. Deshalb isst man spaghetti carbonara und nicht penne – die nehmen zu viel von dem schweren Ei-Speck-Sahne-Käse-Gemisch auf. Und zu einem sugo aus Kaninchenragout passen eben am besten Papardelle, breite Bandnudeln. Das hat sich bewährt.

Seit einiger Zeit gibt es aber eine Imbiss-Kette, die leider wahnsinnig erfolgreich ist mit der Idee, dass man bestellen kann, was man will – Form der pasta und sugo nach Belieben kombiniert. Also zur Not auch papardelle carbonara, wenn’s das da gäbe. Das ist leider das Gegenteil von dem, was uns die italienische Küche seit Jahrhunderten lehrt (und was den meisten gut schmeckt und gut bekommt).

Jetzt ist also alles egal. Man stellt sich in eine Schlange, um sein Essen zu bestellen, das man nach einer gewissen (unbestimmten) Zeit abholen darf (was wohl aus britischen Pubs abgeschaut wurde), man isst nahezu zwangsläufig allein, weil, wenn man zu dritt dort ist, zum Beispiel die Kombination Suppe für einen, Pasta für den nächsten und Pizza für den dritten nie und nimmer nahezu gleichzeitig fertig ist. Ist auch egal.

Das ist, wenn man es genau nimmt, deutlich unter mittlerem Pommesbuden-Niveau. Hinsichtlich der Esskultur ein Offenbarungseid. Dafür sind die Preise kaum niedriger als beim Italiener an der Ecke, und der serviert die Speisen – und der zur Not auch eine andere pasta zum gewünschten sugo bereiten würde. (Ich höre schon, wie sich der Protest der zahlreichen Vapiano-Kunden unter unsereren Lesern zu einem Donnergrollen erhebt). Mir egal.

Traurig übrigens, dass sich für das Interieur der Kette ausgerechnet ein Italiener hergegeben hat: Matteo Thun. Na gut, kein richtiger Italiener, der ist Südtiroler. Und die Einrichtung ist sowieso das geschmackvollste im VapiaNO!

Findet Jan

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