Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Medien - page 2

Der Sprechautomat

von
GF_Schöneberger

GREETINGS VON BARBARA SCHÖNEBERGER Keine Diäten, keine Workouts, keine Listen (wie ihre Zeitschrift Barbara verspricht)? Oder doch richtiger: Keine Furcht, keine Angst, keine Ahnung? Jedenfalls finde ich heute morgen in meinen elektronischen Leselisten (nein: ich habe nicht „Barbara Schöneberger“ abonniert, sondern „Medien“) gleich mehrere grosse Interviews mit der blonden Frau, die ja als Multitalent gilt und wohl auch ein Multitalent ist. Denn befragt nach ihrem Arbeits- und Auftrittsprinzip sagt sie der einen Zeitung: „Also aus einer rein moderativen Sicht ist so ein Abend, an dem Du ganz alleine dastehst und aus Dir heraus irgendwelche Sachen anmoderierst, grundsätzlich eine Herausforderung. Letztlich ist es immer einfacher, ein Gegenüber zu haben, mit dem man ein bisschen plaudern kann, vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt und wo aus der gewissen Spontaneität Witzigkeit entsteht.“ In der anderen sagt sie: Ich weiss „inzwischen auch, was ich brauche um zu funktionieren. Auf jeden Fall keinen Co-Moderator. Ich kann am besten moderieren, wenn…

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Ausverkauf

von
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GREETINGS FROM MÜNCHEN Vor Kurzem streife ich nach vielen, vielen Jahren mal wieder durch die Münchner Innenstadt: Viktualienmarkt, Marienplatz, Sendlinger Strasse. Nach aussen scheint alles beim alten zu sein. Aber schaut man genauer hin, hat sich doch einiges verändert. Zum Beispiel: Die Mode erobert die alten Gemäuer. In einer unscheinbaren Seitenstrasse neben der Fußgängerzone hat sich der angesagteste Sportschuhladen, ich schreibe mal besser Sneakershop, in einem alten Gewölbe eingerichtet, allein der Eingang ist ziemlich spektakulär. Die  „Solebox“ sieht nach mehr aus, eher nach einer Mischung aus angesagter Event-Location und Hipster-Club. Aber sie verkaufen dort wirklich nur ein paar Schuhe. Um die Ecke, in der Sendlinger Straße gibt es noch so eine Übernahme durch ein Modelabel. Dort hat sich die merkwürdigerweise so angesagte Marke „Abercrombie & Fitch“, in einem ganz besonderen Gebäude breit gemacht, was mich dann doch ein wenig sentimental stimmt. Münchenkenner und Medienschaffende meines Alters haben es auf dem Eingangsbild bestimmt…

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Sechs Anfänge und ein Schluss

von
GF_Nannen3

GREETINGS VON FALSCHEN ANFÄNGEN Nein, Greetings From hat nicht den Egon Erwin Kisch-, Stern-, Henri Nannen-, Nannen-Preis bekommen, eher dieser für sein neues Logo –  eine Mischung aus Nespresso- und Uniqlo-Signet – unsere tadelnde Erwähnung des sinnfreiesten grafischen Neuauftritts 2016 (Jurybegründung: N N N N). Mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern – das war Henri Nannens Rat für einen guten Story-Anfang, den er sich aber, wie alle leidenschaftlichen Journalisten, von ganz woanders, nämlich aus einem zynischen Hollywood-Spruch, ausgeliehen hatte. Anfänge also, ein Lebensthema von mir, weil ich mindestens zehn meiner Redakteurs- und Reporterjahre mit meiner Dummheit vergeudet, nämlich meine Texte gegen den Rat erfahrener Kollegen so zu schreiben versucht habe, wie man sie lesen sollte. Also mit dem ersten Satz zu beginnen. Was lange zur Folge hatte, dass ich am späten Abend vor dem Abgabetermin gerne zwanzig bis dreissig verschiedene Anfangsvarianten, aber noch keine weitere Zeile geschrieben hatte. Viel zu langes Intro…

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Ohne Worte

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GREETINGS AUS DER HEIMATSTADT Lieber Rolf, long time no hear und auch kein freitägliches Wochen-Bulletin aus Deiner neuen Heimat Potsdam bekommen, also gehe ich mal ein bisschen in Vorleistung. In unserem angedachten Städtevergleich Potsdam versus Hannover habe ich mich mal vor Ort in meiner Heimat umgeschaut und werde Dir, quasi als absichtliches Eigentor ein schickes 1:0 gegen Hannover vorlegen. Beim frühstücklichen Blick in die von mir ehemals geschätzte und als seriös empfundenen Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), die ja einst in dem von mir noch geschätzteren Anzeiger Hochhaus in Hannover residiert hat (darüber habe ich hier ja schon mal geschwärmt), ist mir doch fast das Brötchen im Halse stecken geblieben; und das gleich mehrfach. Ich glaube im Feuilleton haben sie folgende Nachricht fabriziert: In der Überschrift  verkündet sie langatmig die Absage der „Heute-Show“ , um dann im Lauftext neben dem Foto des Moderators Oliver Welke und geschlagene sechs Zeilen darunter noch vom…

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Pfusch am Buch

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GREETINGS VOM ZYNISMUS  Wenn Journalisten ihren Job verlieren, ist das hart, aber sie teilen das Schicksal gerade mit ziemlich vielen Anderen in ziemlich vielen anderen Branchen, Stichwort Strukturanpassung. Wen’s trifft, der hat eine stressige Zeit vor sich; nicht schön. Manches ist bei Journalisten aber anders als bei anderen – sie können immer noch Bücher schreiben und ein gerade erschienenes –  ein „Tatsachenroman“ eines gefeuerten Journalisten, der sich als Möbelverkäufer versucht – muss natürlich jeden neugierig machen, der sich für Medien oder fürs Ambiente-Business interessiert. Um es gleich zu sagen: Das Buch ist eine hingepfuschte Frechheit und weder seinen Preis noch die notwendige Lesezeit wert; es sei denn, man ist Psychiater und sucht eine Fallstudie zu den Phänomenen Selbstüberschätzung und Wehleidigkeit. Oder man ist ein Verlag und hat jeden Stolz aufgegeben. Konzentriert hätte der Stoff für eine durchaus lesenswerte Reportage gereicht. Alles dabei. Schnäppchengeile Kunden, die auch gern mal Rolf-Benz-Etiketten von den Sofas klauen, verschlagene Chefs, die ihre Scheinrabatte…

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