Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Bänke in Ketten

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  GREETINGS AUS OLDENBURG Nolde kam nur bis Oldenburg. Diesen wunderbaren Satz hat der Emder Henri Nannen gesagt, der gleiche, der sein Leben lang gesagt hat, er hätte den Stern erfunden. Und, so las ich neulich nochmal im Stern: das bleibt auch so. Was kann ein Nannen dafür, daß es in den dunkeln 40ern schonmal ein verdammt ähnlich aussehendes Blatt gab und sich frecherweise auch schon Stern nannte.  Oldenburg also, gilt ausserhalb von Oldenburg wegen seiner Ostfriesland-Umgebung ein wenig als provinziell, ist aber in Wirklichkeit eine sehr lebens- und liebenswerte Stadt. Wenn es so etwas wie eine Schnell-Checkliste für Lebensqualität in Deutschland gibt, dann wäre meine persönliche so: Städte mit unter 1 Mio Einwohnern, die sowohl Residenzstadt waren, Unistädte sind und nicht allzusehr zerbombt wurden – all das zusammen macht ziemlich wahrscheinlich schon eine recht sympathische Alltagsmischung aus Grün-, Kultur- und Gastro-Angebot aus.  All dies gilt für eine Stadt wie Oldenburg. Stutzig…

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Es war nicht alles gut

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GREETINGS VON DER SCHLANGE Alle wollten das Beste, aber leider, leider hat’s nicht geklappt. Nachdem 1989 die Mauer fiel, war die 400 meter lange   „Nutheschlange“ das erste westliche Immobilienprojekt in Berlins wiedergewonnem Umland. Ein Wohnriegel in Potsdam-Babelsberg, wie man ihn in der DDR-, aber auch in Westberlin noch nie gesehen hatte. Kein Plattenbau (weder östlicher noch westlicher Tradition – wenn man ehrlich ist, unterscheiden sich ja manche 70er und 80er Westgrosssiedlungen sowie kaum von ihren tristen VEB-Brüdern), sondern eine extrem individualistische Zusammenfügung von allem, was Geometrie- und Grafik-Baukasten hergeben: Vorsprünge und Ausbuchtungen, geschwungene Dächer, verglaste Übergänge. Architekt war der Westberliner Hinrich Baller, der entlang einer Schnellstrasse eine Phantasielandschaft modellierte aus Reihen-Hochhaus, eingeschobenen Hügeln, Terrassengärten, Laubengängen, begrünten Parkhauskellern und über einen künstlichen Bach hochgestelzten Einzelhäusern. Sowas gab’s noch nie und alle staunten: So schön, so menschenfreundlich kann der Westen bauen? Wohl leider doch nicht, wie sich heute zeigt, denn das Prestige-Projekt aus der ersten Wendeeuphorie entwickelt sich für den Inhaber, die kommunale Wohnungsgesellschaft, zu…

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Warum nur, warum?

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GREETINGS VOM KITSCH Wahrscheinlich brauchen wir hier bei greetings-from die Rubrik „ohne Worte“. Vor allem, wenn einem wirklich die Worte fehlen. Das Bild oben zeigt die Grabstelle von Udo Jürgens in Wien. Ein übergrosser Flügel, abgedeckt mit einem Tuch, ausgeführt in sechs Tonnen Marmor, geschmückt mit Autogramm-Logo. Was ist da schiefgelaufen? Zumal das Riesenstück mit der Melodramatik einer Musikantenstadl-Kulisse von Udo Jürgens‘-Bruder stammt, Manfred Brockelmann, einem ansonsten ernsten und auch ernstgenommenem Künstler? Trauernde Grüsse sendet ROLF

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Warum Potsdam?

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GREETINGS VOM ORTSWECHSEL Treuen greetingsfrom-Empfängern bin ich noch ein paar Zeilen schuldig, wie man auf die Idee kommen kann, Hamburg tschüs zu sagen, um nach Potsdam zu ziehen. Die kürzeste Version: Mag Hamburg die schönste Stadt der Welt sein – Potsdam ist eindeutig die schönste Stadt Deutschlands. Wer schonmal hier war, braucht nicht weiterzulesen, für die anderen (was noch ziemlich viele sind) so kompakt wie möglich, warum die kleine 180.Tsd-Großstadt so besonders ist. Einiges steht in Kultur- und Reiseführern, viele Friedrichs und Wilhelms haben sich hier nahe Berlin (mit der Kutsche: vier Stunden) ihre Sommerschlösser bauen lassen und dabei hat jeder seine exotischen – meist französische, italienische oder englische – Träume verwirklicht und sich drumherum auch noch immer neue Naturparks zwischen die brandenburgischen Havelseen anlegen lassen. Und selbst Krieg und DDR haben davon das meiste stehen gelassen. Das ist nämlich die zweite Besonderheit, und die steht so in keinem Reiseführer, denn sie ist nicht frei von Absurdität, Dialektik und…

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Drei Turmgeschichten

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GRETINGS VON GANZ OBEN Wenn ich mich auf meinem neuen Balkon weit nach rechts herauslehne und nicht herunterfalle, sehe ich fern im Westen drei größere Gebäude den Wald-Horizont überragen. Eine Kuppel mit einer großen Fahnenstange, das ist Wolfgang Joops Wunderkind-Atelier. Joop ist ja gebürtiger Potsdamer und kam nach der Wende schnell an den Ort seiner Kindheit zurück, sanierte das familiäre Riesengehöft Gut Bornstedt, bis er von dort nach einem Yellow Press-reifen Streit mit und von seiner Tochter Jette vertrieben wurde. Jetzt hat er am romantischen Heiligen See zwei Villen als Wohnarbeitsschwerpunkt – und auf einer weht eben die Riesenfahne zum Zeichen seines gelungenen Neuanfangs in egogemässer kreativer Stadtkommandantur. Darüber die Zwillingstūrme des Belvedere, eine Schlossanlage, die sich der italienverliebte  Friedrich Wilhelm IV. auf den Gipfel des Pfingstberges u.a. von Persius zur Inszenierung der schönen Aussicht bauen liess. Eben diese wurde ihr in der DDR zum Verhängnis. Weil man hier sowohl über auf die Westberliner Havelseen wie auch auf russische Geheimdienststellen sehen…

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