Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Geld stinkt nicht

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  GREETINGS AN DIE GESCHICHTE Dass aus der Notdurft des Menschen Kapital geschlagen wird, wissen vor allem Reisende, die an Autobahnraststätten und Bahnhöfen teure Eintrittsgelder für die Bedürfnisanstalten zahlen müssen, wofür sie meist einen leidlich unbrauchbaren Gutschein erhalten, weil die relevanten Gastronomiebetreiber vor Ort diese Bons nicht akzeptieren. Allerdings haben sich ja schon die alten Römer, diese alten Füchse, am Harndrang ihrer Bürger bereichert – in doppeltem Sinne. Weil der Urin für die Ledergerbung hilfreich war, wurden an vielen Ecken der Stadt Latrinen zum Sammeln desselbigen aufgestellt. Also quasi als Bitte um Spende eines „wertvollen“ Werkstoffes. Davon profitierten schon mal die Lederfabrikanten. Diese ersten öffentliche Urinale (quasi mit Hintergedanken) wurden zur Zeit des Kaisers Vespasian eingerichtet, dem Nachfolger Neros in den ersten 70er Jahren n.Chr. (Ich darf an dieser Stelle schon mal zugeben, dass mir bei meiner chronisch porösen Halbbildung wie immer mein schlauer Freund Wiki auf die Sprünge hilft, wobei mir gerade auffällt, dass so ja auch…

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Größenwahn

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GREETINGS FROM STARBUCKS Noch ein kleiner Nachtrag zum Thema „unglaublich blöd“. Es geht also weiterhin um Amerika, aber weder um meinen Freund Homer noch um Trump, eher so dazwischen, Tendenz zu Trump. Richtig, wir befinden uns bei Starbucks. Ich möchte jetzt nicht näher drauf eingehen, dass ein amerikanischer (!) Kaffeekocher sich erdreistet, zeitgleich mit einem amerikanischen (!) Pizzabäcker  namens Hut Filialen im Mutterland dieser Köstlichkeiten zu eröffnen, was ihnen hoffentlich alsbald zum Verhängnis wird. Hier und jetzt geht es um Größen. Nicht, das vorsorglich betont, um die Geistesgrösse der betreffenden Marketing – oder Verkaufsabteilung. Die scheint sich im schwer messbaren Mikrobereich zu bewegen. Es geht um die von Kaffee-Einheiten. Die zuständige Abteilung hat sich nämlich ausgedacht, die kleinste Kaffeegrösse „tall“ zu nennen. Kein Tippfehler von mir. Nicht mit „sm“ vorn sondern mit „t“! Also „groß“. Es gibt natürlich noch zwei grössere Einheiten und da wusste man sich mit englisch allein offensichtlich nicht mehr zu…

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Wahlkampfhilfe

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GREETINGS FROM HOMER Dass man ruhig unsagbar blöd und borniert sein kann und trotzdem gut durchs Leben kommt, beweist seit mehr als einem Vierteljahrhundert das Familienoberhaupt einer ziemlich gelben Familie: Homer Simpson. Dass das auch im richtigen Leben funktioniert, beweist mindestens ebenso lange ein Mann mit ziemlich gelben Haaren. Der hat es nach allerlei zwielichtigen Immobiliengeschäften und Veranstaltungen von Model-Contest-Shows sogar zum Präsidenten eines (noch) nicht unbedeutenden Staates gebracht. Dass aber letzterer bei seinem letzten Coup (der feindlichen Übernahme einer Supermacht) bei ersterem abgekupfert hat, ist doch mehr als schockierend. Nicht, dass er abgekupfert hat. Das war nicht anders zu erwarten. Aber dass ausgerechnet mein Held im wahren Leben, der trotz allem so liebenswerte Homer die Blaupause für den aberwitzigen Wahlerfolg geschaffen hat, ist eine Schande. In der genau 200sten Folge will Homer aus welchen Gründen auch immer Müllbeauftragter von Springfield werden und führt einen Wahlkampf, der so perfide wie dämlich…

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Bier-Skandal

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GREETINGS FROM KIEZ Was für ein Schock neulich an der Tankstelle! Ich kaufe eine Flasche gefüllt mit einer Melange aus Bier und Limonade (natürlich nicht für mich). Mangels Alternativen greife ich zu dem Erzeugnis „Kiezmische“ aus dem Hause Astra. Mal abgesehen davon, dass ich den Verzehr solcher urzeitlichen Alko-Pops ohnehin nicht für förderungswürdig halte, erst recht nicht solchen, die einst der Legende nach zum Strecken des eigentlich begehrten Hopfengetränks „erfunden“ wurden, trifft mich doch beim Anblick des Etiketts fast der Schlag.  Als Erläuterung zu dem kryptischen Getränkenamen wird die Unterzeile „frisches, trübes Radler“ nachgereicht. Das Getränk aus der hamburgischsten aller Hamburger Brauereien verleumdet doch tatsächlich das idyllische Fluss/See-Gemisch namens „Alster“, das nicht nur wesentlich zum beliebten Antlitz der Stadt beiträgt, sondern bekanntermassen im nördlichen Teil der Republik namensgebend für solcherart Getränke ist. Sie nenn es Radler! Welchem Marketing-Fuzzi war denn da nachhaltig trüb im Hirn? Nur weil die Bayern zuerst…

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Klassiker aus dem Handgelenk

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GREETINGS ANS VISUELLE Der natürliche Feind eines Autoren ist nicht der Textchef oder Chefredakteur, sondern jeder Vertreter des grafischen Gewerbes. Wenn Textproduzenten oder Redakteure manchmal zynisch oder erschöpft wirken, dann hat das mit seiner Art ein Kreativer dieser Zunft getan, die Texte an Stellen kürzer haben will, an denen es inhaltlich unmöglich ist, während sie umgekehrt in Überschriften Füllwörter verlangt, die jeden sprachlichen Rhytmus zerstören, was aber nur jemand merkt, der liest, und das tun diese Menschen (m/w, egal) nicht, wozu auch, sie sind ja Augenmenschen. So, wie wir Merz-Rhetoriker sagen. Diese Wutrede war nötig, denn nur so kann ich meine Überraschung weitergeben, dass es auch mal andersrum sein kann. Für ein neues Special zum 60jährigen Jubiläum von „Architektur und Wohnen“* habe ich gerade ein paar Texte über 60 Design-Ikonen beigesteuert – und war sprachlos, als ich zum erstenmal das grafische Konzept sah: Statt üblicher Freistellerfotos hat die Illustratorin Karin Kellner die Interieurklassiker in einer Technik skizziert, irgendwo zwischen Spontanpaintig und Kalligrafie. Damit gewinnt sie tausendmal gesehenen Objekten neue Ansichten ab, mal durch…

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