Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Tag archive

Köln

Einer gegen alle

von
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  GREETINGS FROM ANTI-MINIMALISTEN Ein Irrtum, und was für einer. Als 1995 der „Knotted Chair“ im Cappellini-Katalog erschien, war er eine Sensation. Und der bis dahin ausserhalb Hollands kaum bekannte Marcel Wanders  mit seinem ersten Sitzmöbel sofort auf Augenhöhe mit Arad, Morrison und Dixon, den Designer-Superstars der Dekade. Beim geknoteten Sessel sah man weniger die Knoten als die absolute Reduktion des Phänotyps Sessel, er sah aus wie das pure Innenkonstrukt eines Sitzmöbels, dem man alle Polster entrissen hatte  – und der Designer konnte nur ein gewitzter Minimalist sein. Was für eine Täuschung. Schaut man heute denselben Sessel an, sieht man, genau umgekehrt, vor allem die Knoten, die Schlingen, das Dekorative, denn Wanders erwies sich gegen den Zeitgeist als opulentester Designer seiner Generation. Von A&W wird er jetzt zur Kölner Möbelmesse als „Designer des Jahres“ geehrt und ich durfte ihn für ein Portrait in seinem Amsterdamer Studio besuchen. Ein fasziniereder Tag, voller Widersprüche. Und wie immer sind die Geschichten hinter…

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„Isch bin ein Kölner“

von
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GREETINGS FROM KENNEDY Kollektives Erinnerungsversagen? Oder Riesenfälschung? Auf jeden Fall hier ein Versprechen: Am Ende dieser Zeilen werden Sie etwas wissen, von dem Sie gar nicht wussten, dass Sie es nicht wussten. Mir ging es jedenfalls so, dank eines Zufallsfundes im Fernsehnachtprogram. Muss die Geschichte der Bundesrepublik umgeschrieben werden? Viel kleiner kann man nicht fragen, denn es geht um Weltpolitik: Kennedys legendäres „Ich bin ein Berliner“, jener charmanter und doch hochpolitischer Einzeiler, war nach neuesten Erkenntnissen (zumindest meinen) nämlich gar nicht so unique, wie alle glaubten. Der Satz hatte einen banalen, beinah absurden Vorläufer. Absolute Ruhe bitte und Konzentration, wir schalten um nach Köln, vor das damalige Rathaus: Kann man nicht glauben, oder? Kennedy steht in Köln und ruft den Kölnern zu: „Kölle Alaaf“! Karneval mitten im Sommer, an einem Sonntagnachmittag 1963, dem ersten Tag seines 4tägigen Deutschlandbesuchs. Guckt man tiefer in die Archive, entdeckt man: manches war in Köln ähnlich wie zum…

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greetings to Rolf Sachs

von
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TYPISCH DEUTSCH Liebe Rätselfreunde, jetzt mal eine nicht ganz so leichte Aufgabe aus Köln. Im dortigen MAKK (Museum für angewandte Kunst Köln) hat der Gegrüßte, berühmter Künstler und Designer und Sohn des noch berühmteren Erben, Fotografen und Playboys Gunter Sachs, Arbeiten gezeigt, die sich mit dem Thema „Typisch deutsch?“ auseinandersetzen sollten. Ganz netter Typ, der Herr Sachs, hat sich sofort fotografieren lassen. Und keine schlechte Idee der Direktorin Petra Hesse, dieses Konzept: Großer Name, griffiges Thema, bekannte Klischees, originell veranschaulicht. Wenn‘s so wäre. Für Sauberkeit hatte sich der Künstler jeweils etwa ein Quadratmeter große Haushaltsbürsten ausgedacht, für ich weiß nicht mehr was einen riesigen Bücherstapel in Metall gegossen, ein mit Spitzhacke bewaffneter Gartenzwerg steht für Fleiß (nicht für Spießigkeit), ein Stapel Filzmatten, auf denen eine güldene Metallkugel lastet, für – na? – Schwermut und eine Biergarten-Tisch-Bank-Kombination für Geselligkeit. Meinetwegen. Aber was sollte die wirklich hübsche Installation bedeuten, bei der ein Füllfederhalter…

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Lost in dimension

von
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GREETINGS FOM IMM KÖLN Meine bisher schwersten „greetings from“. Lange zögere ich, sie abzuschicken. Sitze auf der Kölner Möbelmesse/imm im grossen Konzepthaus von Louise Campbell, diesjähriger Designer-„Guest of Honour“, versinke fast in einer endlos langen Matratzenreihe und weiss nicht, was ich von allem rund um mich halten soll. Der britisch-dänischen Designerin zuzuhören, wie sie über Konzepte spricht, ist ein intellektuelles Vergnügen: offen und flexibel müsse das Wohnen der Zukunft sein, Widerspruche versöhnen, Platz lassen für Emotionalität und Rationalität, für Männliches und Weibliches, für Kleines und Grosses und alles dazwischen, ein Ort der Langsamkeit und Ruhe, eine Werkstatt für Handarbeit und Gastlichkeit. Engagierte Gedanken, wunderschöne Worte. Jetzt sitze ich hier in ihrer Haus-Skulptur und sehe von all dem: nichts. Details wie zarte Mobiles, Pflanzen-Collagen, Papierleuchten und Stoff-Jalousien sind liebevoll, aber sie schaffen keine Intimität; die scheunenartige Haus-Hülle ist übergross, aber ich fühle mich in ihr nicht frei, sondern klein und verloren; das bauliche Konzept…

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greetings from 14

von
Taut

BAUT WIE TAUT! Polit- und Feuilleton-Kolumnen stürzen sich in diesen Tagen aufs letzte Jahr “14“, in dem soviel passierte bis hin zum unselig fröhlichen Abmarsch in den 1. Weltkrieg. In der kleinen feinen Nische Architektur gab’s – bingo! – ein zum Kult gewordene Rarität: den „Glashaus-Pavillon“ von Bruno Taut auf der Kölner Werkbundausstellung im Sommer 1914. Der markante Eyecatcher mit rundem Betonsockel, Glaswänden und einer von 14 Säulchen getragenen, aus spiegelnden Rhomben gebildeten Spitzkuppel (die illuminiert bernsteinfarben leuchtete) wirkt ein bisschen orientalisch und ein bisschen futuristisch – heutige Zeitgenossen könnten auf einen Foster-Entwurf tippen. Gestanden hat der temporäre, wütend umstrittene Image-Bau für die deutsche Glasindustrie nur ein par Wochen, aber seine Abbildung findet sich bis heute in jedem Architektur-Lexikon. Werden uns Architekten 100 Jahre später vergleichbar Einprägsames bescheren? Schaun mer mal. Heiner    

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