Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Monthly archive

August 2014

Hauptsache Geschmack

von
Backhus1

GREETINGS VOM BÄCKER Irgendwas stimmt nicht, oder? Stimmt – im Bild oben sind unendlich viele Fehler versteckt. Finde die wichtigsten! Muß es heissen: DAT schmeckt? Muß hinter „schmeckt“ ein Fragezeichen? Oder stimmt alles sowieso nicht, weil in Hamburg sowieso nichts schmeckt? Alles falsch; was aber unsere tausende Ausser-Hamburgischen Leser nicht wissen können: die Filialkette „Dat Backhus“ hat sich in der Stadt weniger mit ihren Backwaren einen guten Ruf erworben als mit ihrem relaxten modernen Design. Und, wenn man so will, mit ihrem Mut. Denn sie holte als Architekten mit André Poitiers einen Mann, der gerade eine ziemliche Pechstrecke hinter sich hatte, weil ihm (Gutachten bewiesen hinterher: seiner Statikfirma) gleich zweimal das Dach einer futuristischen Sporthalle eingeknickt war. Blöder gehts nicht für einen Entwerfer. Was er dann aber der vorher ziemlich austauschbaren Rundstück-, Brot- und Kuchen-Bäckerei vorschlug, war bestes minimalistisches Großstadt-Shop-Design: Spotlights, Hochglanz-Bartresen und Eames-Stühle in immer wieder neuen Kombinationen. Soll man da jetzt…

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greetings from Amt

von
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GROSSE WORTE Dass Sprache eine gewisse Ästhetik hat oder wenigstens haben sollte, brauche ich wohl weder meinen Mitbloggern noch unseren Lesern weiter auszuführen. Jedenfalls wenn alles einigermaßen gut läuft. Aber selbst wenn die Formulierungen gehörig in Schieflage geraten, können noch großartige Wortschöpfungen entstehen. Vielleicht gerade dann. In dieser Hinsicht ein schier unerschöpfliches Reservoir ist der Bereich der Exekutive im Allgemeinen, der Verwaltung, also dem, was man gemeinhin als Behörde oder Amt bezeichnet, im Besonderen. Schon vor Jahren ist mir dieser Amtsjargon als in Wahrheit ziemlich kreativ aufgefallen, als ich in einem mir jetzt nicht mehr erinnerlichen Zusammenhang darauf hingewiesen wurde, dass es sich bei dem Gestrüpp am Wegesrand offiziell um „Straßenbegleitgrün“ handelt. Auf so eine fast poetische Bezeichnung muss man erst mal kommen. Zu dieser seltsamen botanischen Gruppe gehören auch die sogenannten „Baumscheiben“, bei denen es sich gerade eigentlich nicht um Scheiben handelt, sondern um kreisförmige oder quadratische Aussparungen im Asphalt, aus denen kleinen Bäumen von Amts…

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greetings an den Herrn Architekten

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Lieber Herr Ingenhoven, Sie gehören zu den erfolgreichsten Architekten Deutschlands, vielleicht gerade etwas eingespannt, wegen Ihres ein wenig kontrovers diskutierten Projekts, dass sich unter dem Namen „Stuttgart 21“ einigermaßen unbeliebt gemacht hat. Ist bestimmt auch keine einfache Zeit für Sie, oder? Vielleicht wäre es in solch einer Lebens- und Arbeitssituation besser, keine Interviews zu geben. Oder jedenfalls nicht über so begrenzt interessante Themen wie „Hotel“, die dann notgedrungen von begrenzt originellen Sonntags-Journalisten mit pseudo-interessanten Headlines hochgejazzt werden müssen. „Sieht so das perfekte Hotel aus?“ fragt also etwas unmotiviert die Überschrift. Wie denn? möchte ich vorsichtig gegenfragen, es wird nicht klar. Ist aber auch egal. Und vor allem nicht direkt Ihr Problem, bzw. Ihr Fehler. Die halbwegs journalistisch tätige Dame von (Der) Welt wollte sich bestimmt nur dem alten Bonmot von Karl Kraus bestätigend annähern, ein Journalist dürfe nicht nur keinen Gedanken haben, sondern müsse auch noch unfähig sein, ihn auszudrücken. Aber was…

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Greetings from Marseille

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VOLL TANKEN Ich fahre durch Marseille. Das Navigationsgerät warnt wiederholt vor Verkehrsstörungen. Damit ist eindeutig gemeint, dass sich unglücklicherweise mehrere französische Fahrer mit ihren Wagen auf der Autobahn befinden. Deren Lieblings-Stunt ist: Im dichten Berufsverkehr möglichst im aller allerletzten Moment von der äußerst linken auf die äußerst rechte, die Ausfahrtspur zu wechseln, die in den nächsten Tunnel führt. Was selbstverständlich nur millimeterweise möglich ist und dementsprechend längere Standzeiten auf den mittleren Spuren zur Folge hat. So ist der Südfranzose eben. Aber ich schaffe es irgendwie bis zum Flughafen. Jetzt nur noch schnell den Mietwagen zurück geben, ach ja, erst noch volltanken. Immerhin ein Lichtblick: Es gibt am Flughafen unmittelbar bei der Rückgabestelle für Mietwagen eine Tankstelle. Allerdings wurde sie nicht vor dem Car Return gebaut, sondern direkt dahinter. So komme ich noch mal in den Genuss einer Ehrenrunde. Die Planer hatten ganz offensichtlich einen Schalk im Nacken. Das beweist auch die Tankstelle selbst. Die erste…

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Nicht für mich

von
StarckGlasAxor

GREETING VOM UROLOGEN Um nichts hat sich Philippe Starck so verdient gemacht wie ums Bad; denn es war er, der das vor ihm Unmögliche schaffte: eine Firmen- und Gewerkübergreifende Badkollektion in einer zuvor nur nebeneinanderher-arbeitenden und selbstverständlich nie zusammenpassenden Keramik-, Armaturen- und Möbel-Anbieterszene. Ist aber, sehe ich gerade, auch schon wieder 20 Jahre her; „Starck 1“, wie die Kollektion heute heisst, kam 1994 auf den Markt und inzwischen ist man, wie bei Star Wars oder Harry Potter, längst  schon bei der gefühlt 8. oder 9. neuen Variante. In Wahrheit sinds, glaube ich, fünf. Zu den Rätseln und Unübersichtlichkeiten des modernen Badlebens gehört, daß die Starck-Kollektion für die drei Initiatoren-Firmen ganz unterschiedliche Folgen hatte. Dem Hersteller der zur Ikone gewordenen freistehenden Reling-Badewanne (Hoesch) hat das Starck-Bad sehr viel weniger Glück gebracht als den anderen beiden. Oder waren sie nur cleverer? Denn Hansgrohe, anfangs nur mit Armaturen dabei, also dem kleinstmöglichen Badprodukt,  hat wie sein Schwarzwälder Talnachbar Duravit…

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