Inspektionsreisen durch die Stilwelt

Monthly archive

Juni 2015

Dummes Geld

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GREETINGS VON DER COMMERZBANK Und schon wieder alles falschgemacht. Was musste ich letztes Jahr rund um einen Immobilienwechsel nicht alles meiner Sparkasse einreichen. Vermögensaufstellungen bis zurück zum ersten Taschengeld, Hauspläne bis zur Tapete, Energienachweise bis zum Zweitakku.Wäre ich doch zur Commerzbank gegangen mit ihrer neuen Easy-Philosphie. Netter und formloser gehts ja nicht mehr. Ist da im Schaufenster nur was vom letzten Kindergartenbesuch hängengeblieben? Oder vom Brainstorming für Nachwuchsbanker? Für mich jedenfalls: Einmal Luxusgeldbecher ohne Tilgung, bitte.   Teure Grüsse von ROLF    

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Vom hygienischen Fortschritt

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GREETINGS VOM PORZELLAN Achtung, Achtung, eine Weltexclusivgeschichte aus der High-Tech-Stylewelt. Neulich bei einem meiner nostalgischen Redaktionsbesuche. Kaffee gabs – in einer expressionistischen Tasse, die mir bekannt vorkam, obwohl ganz neu, vom Frühjahr 2015. Was ja in Redaktionen schon mal nicht selbstverständlich ist. Meist findet man in der Teeküche eher Becherstapel mit Aufschrften wie „Cuba“, „TUI-FLY“, „RTL“ oder „Teekampagne 1992“ – Beweise journalistisch-umweltbewusster Nachhaltigkeit, die erst schwächer wurde, seit Redaktionen zur Verschlankung einmal pro Jahr umziehen. Der Becher also: feinstes Porzellan mit etwas übertrieben geschwungenem Henkelband und einem Werbeaufdruck „ISH 2015“ – was bewies, dass die Redaktion ihre Reakteure immerhin noch Reisen nach Frankurt ermöglichte, zur weltgrössten Sanitärmesse. Womit ich, hier zum erstenmal öffentlich gemacht, bei meiner geheim-privaten Sammlung bin: „Fragen aus meinem Leben, die ich besser nie gestellt hätte“. Eine der folgenschwersten betraf nämlich jene Firma – ich muss den Namen verschweigen, warum, wird der Leser am Ende verstehen – jene Firma, die als einer der…

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Moderne Zeiten

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GREETINGS AUS DER NEUEN WELT Früher, als ich noch Kind war und auf der Straße gespielt habe, also vor sehr langer Zeit, da fürchteten meine Freunde und ich immer diese alten Leute, die – gern auf ein Kissen gestützt – am Fenster saßen, das Geschehen draußen argwöhnisch beobachteten und unser Treiben nicht selten mit strengen Maßregelungen bedachten. Später wurde ich milder bei meinem Urteil über die Fenstergucker. Wenigstens, dachte ich, schauen sie sich das wahre Leben an und hängen nicht vor der Glotze. Dorthin scheinen sich die meisten von ihnen heutzutage verzogen haben, jedenfalls fällt mir nur noch selten jemand am Fenster auf. Warum nur? Nichts mehr los auf unseren Straßen? Gestern habe ich aber mal wieder jemanden hinter der Scheibe entdeckt. In einer ziemlich unbelebten Seitenstraße am Rande des Hamburger Schanzenviertels. Die ältere Dame allerdings ging ganz offensichtlich mit der Zeit und auf Nummer Sicher. Zu wenig Trubel auf der Straße konnte sie nicht schrecken. Sie…

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greetings an die Isestrasse

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  ALLES SPACKEN! Harry Rowohlt ist tot. Das ist ja mal ein echter Verlust für die deutsche Kulturszene und Hamburg im Besonderen. Weil er Spaß am Absurden, Schrulligen und Spinnerten in unser ernstes Land gemogelt hat, meist aus dem Englischen. Weil er unnachahmlich vormachte, dass und wie man sich an Wörtern vergnügen und mit ihnen spielen kann. Wegen seins Einsatzes als Wörter-Retter. Und wegen seines Watte-Bartes. Und einfach so, als erfrischend Unangepasster – der, unter anderem, – und das als Hamburger! –soviel für die Emanzipation der Schnapsflasche in der gehobenen Öffentlichkeit getan hat, wie vor ihm allenfalls Horst Janssen. Nun wird man durch sowas ja nur in Nischen bekannt; berühmt wird nur, wer auf der Mattscheibe erscheint. Und das tat er ja auch: als Obdachloser in der Lindenstraße. Zu seinem Tod erzählten sie mitten zwischen den Staats-Nachrichten in der Tagesschau, dass man Harry Rowohlt (der im TV wie im Leben…

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Reich durch Regen

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GREETINGS ANS SCHLECHTE WETTER Heute in unserer Dauerserie „Stilvolles Leben“ die delikate Frage: Wie tröstet man jemanden, der unter schlechtem Wetter leidet? Man schreibt natürlich nicht, daß man selbst am offenem Fenster sitzt und die Rollos ‚runterlassen musste, weil sich die Sonne zu sehr im Monitor spiegelt. Besser wäre es, eine Geschichte erzählen, wie früher Kindern, den Trost also sozusagen tröpfchenweise verteilen. Und Storytelling ist ja, zumindest außerhalb von Verlagen, ohnehin gerade das ganze grosse Patent-Tool. Meine Schlechtes-Wetter-Ist-Gar-Nicht-So-Schlimm-Geschichte beginnt mit mehrfachen,  verkehrstechnisch immer etwas mühevollen Reisen in den Raum Gummersbach/Lüdenscheid/Radevormwald im sogenannten „Bergischen Land“. Nie dagewesen? Muss man auch nicht unbedingt. Jedenfalls liegen hier ganz nah viele Firmen beieinander, die alle Konkurrenten sind – gerade weil sie das buchstäblich austauschbar gleiche herstellen: Steckdosen und Schalter. Was das mit Wetter zu tun hat? Nichts – das dachte ich auch lange. Aber manchmal kommen bahnbrechende Erkenntnisse an Orten und zu Zeiten, an denen man sie nicht erwartet. All…

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