Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Smiles - page 15

Mein Lieblings-Chefredakteur

von
BillNighy 1

GREETINGS FROM ROBIN HOOD Im Laufe eines Journalistenlebens hat man ja mit vielen Chefredakteuren zu tun. Mein Lieblings-Chefredakteur war Bill Nighy in der BBC-/Arte-Serie „State of Play“. Der Zeitungsboss ist darin eine, wie man heute so gern sagt, coole Sau, die, wenns schwierig wird, auf der richtigen Seite (also z.B. auch mal an der Seite des Mitarbeiters) steht. In  anderem Zusammenhang tut er das auch in diesem gemeinnützigen Videospot, der für die Transaktionssteuer wirbt, also jenem politisch schon lange angekündigten, aber immer noch nicht realisierten Versuch, die Folgen der Finanzkrise wenigstens ein Stück mit Beiträgen aus dem Finanzsektor selbst zu reparieren. Hier spielt Nighy mal den Bad Guy, einen Banker, der durch seine Ignoranz – auch in der Realität will der Finanzplatz London nämlich keinerlei Auflagen und Abgaben – am Ende aber die Befürworter einer Transaktionssteuer argumentativ gewinnen lässt. Smarte Idee, sowas über einen ironischen Spot zu propagieren (in dem übrigens…

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„Isch bin ein Kölner“

von
KennedyKöln

GREETINGS FROM KENNEDY Kollektives Erinnerungsversagen? Oder Riesenfälschung? Auf jeden Fall hier ein Versprechen: Am Ende dieser Zeilen werden Sie etwas wissen, von dem Sie gar nicht wussten, dass Sie es nicht wussten. Mir ging es jedenfalls so, dank eines Zufallsfundes im Fernsehnachtprogram. Muss die Geschichte der Bundesrepublik umgeschrieben werden? Viel kleiner kann man nicht fragen, denn es geht um Weltpolitik: Kennedys legendäres „Ich bin ein Berliner“, jener charmanter und doch hochpolitischer Einzeiler, war nach neuesten Erkenntnissen (zumindest meinen) nämlich gar nicht so unique, wie alle glaubten. Der Satz hatte einen banalen, beinah absurden Vorläufer. Absolute Ruhe bitte und Konzentration, wir schalten um nach Köln, vor das damalige Rathaus: Kann man nicht glauben, oder? Kennedy steht in Köln und ruft den Kölnern zu: „Kölle Alaaf“! Karneval mitten im Sommer, an einem Sonntagnachmittag 1963, dem ersten Tag seines 4tägigen Deutschlandbesuchs. Guckt man tiefer in die Archive, entdeckt man: manches war in Köln ähnlich wie zum…

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Geldverdienen von A-Z

von
Telefonbuch

GREETINGS ANS ALTPAPIER Liebe junge Leser, wer heute unter 20 Jahre alt ist, kann nicht mehr wissen, daß es in Deutschland dicke gelbe Bücher gegeben hat (nein, nicht vom ADAC, aber so ähnlich), in die musste man hineinschauen, wenn man irgendwen anrufen wollte, egal ob einen Handwerker oder den Pfarrer oder den Balkan-Grill. (Danach steckte man den Finger in eine löchrige Scheibe an einer Kiste, die mit der Wand verbunden war – aber das ist eine andere Geschichte aus dem Museum der verschwundenen Dinge.) Die Leute jedenfalls, die die Erlaubnis hatten, diese dicken gelben Bücher zu drucken, und sie „Telefonbuch“ oder „Gelbe Seiten“ nannten, sind damit über Jahrzehnte schwerreich geworden und wohnen längst auf Mallorca oder in Florida oder noch weiter. Sie nannten sich Verleger, das tun heute noch einige, aber egal ob Verleger damals oder heute: jeder von ihnen wollte und will so sein wie die, die die gelben Bücher machten,…

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Hilfe, Missbrauch!

von

  GREETINGS AUS DEM KINDERGARTEN 10 Jahre Facebook. Wie schön, soll sich liken, wer will. Ich wills nicht, aber ich gönne jede/m auch sein/ihr Vergüngen. Wer will, darf auch SEHR GERNE diesen Blog mit allen Social-Media-Werkzeugen weiterempfehlen. Soweit das subjektiv Unlogische. Jetzt das heutige Wunder-Thema und es wird mich völlig zu recht geschätzte 20 meiner 22 Lese-Fans kosten. Das Thema ist eine Frage:  Warum bekomme ich bloss von immer mehr Menschen Mails und andere Nachrichten mit lachenden Schweinsköpfen, weinenden Sonnen oder Monden mit Sonnenbrillen? Und zwar nicht von Kindern, sondern von Erwachsenen? Hat die Babygruppe vom Chaos-Computer-Club meine mail-Kontakte gehackt? Es wäre mir die sympathischste Erklärung. Ich weiss, es sind so genannte Emojis oder Emoticons, die sich neuerdings sogar bei Apple – taktvollerweise noch sehr versteckt unter fremdsprachigen Tastaturen – aktivieren lassen. Aber wie kommen meine erwachsenen Kotakte zu sowas? Ich will kein Spielverderber sein, aber kann mir jemand erklären, warum sich…

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Kinosterben

von
Nachos

GREETINGS AUS DEM CINEMA Neulich im Kino, genauer, in kleinen Saal eines großen Multiplex-Tempels. Der Film wird gerade leise, romantisch. Plötzlich ein ohrenzerfetzendes Krachen hinter mir, was ist das?! Und woher kommt dieser undefinierbare, leicht stinkende Geruch, der durch den Saal schwebt?! Eine Panne in der Klimaanlage, ein Attentat mit Giftgas? Nö, die Reihe hinter mir genießt Nachos mit warmer Käsesosse. Gab’s vorne am Tresen. Mir wird ein bisschen übel und die Stimmung des Films hat keine Chance mehr. Über den grossfleckigen Teppich in der lärmenden Eingangshalle hatte ich mich nur gewundert, über die absurd großen Cola- und Popcorn-Eimer (die sich nur noch mit beiden Händen halten lassen, was zu abenteuerlichen Verrenkungsszenen beim Kartenabreissen führt) gegrinst. Die Folgen im Kinosaal finde ich nicht mehr lustig, nicht wegen kulturkritisch-theoretischer Bedenken, sondern ganz praktisch: es killt die Atmosphäre. Denn was macht das besondere Erlebnis, den Unterschied zwischen Fernsehen und Kino aus, was lässt…

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