Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Stops - page 6

Färschtet Aisch nedd!

von
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GREETINGS FROM HESSISCH WEIHNACHT Gibt es in Kirchen eigentlich Hausverbot? Ich glaube, in  dieser kleinen romantischen im hessischen Trebur habe ich es, seit gestern Abend. Obwohl ich unschuldig bin – und nur weil ich einen Lachanfall bekommen habe, der sich nicht mehr stoppen ließ. Als Ehemann einer Hessin bin ich über die Jahre zwar an den durchaus charmant-melodiösen hessischen Sprachsound gewöhnt – Anfänger, wie ich auch mal einer war, bekamen den Grundkurs mit dem Blauen Bock und den Mainzer Büttenreden -, und ich weiß inzwischen: fortgeschrittene bzw. nie-weggegangene Eingeborene können mit den fünf Singsangsilben „Ä Guuuude!“ und „Ei wie?“ durch einen ganzen 24-Stunden-Tag kommen und dabei alles wichtige gesagt haben. Gestern aber, an Heiligabend, war es  für meine nicht-hessischen Ohren dann doch zuviel weichgeschliffener Regionalton. Als nämlich die lokale Pfarrerin zur Weihnachtsgeschichte  vorstieß (rekonstruiert nach bestem Wissen und Gewissen): Färschtet Aisch nedd! Isch verkündische Aisch grose Freut: Aisch is heit der Heiland geborn! Entschuldigung bitte, liebe hessische…

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Bikers Traum

von
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GREETINGS TO KOPENHAGEN Es gibt ja so einiges, was man Hamburg gelegentlich nachsagt, ob jetzt (noch) berechtigt oder nicht, will ich mal gnädig dahingestellt sein lassen: Medienstadt, Shopping-City, rauschendes Nachtleben ohne Sperrstunde, solche Sachen. Eines musste sich die stolze Hansestadt aber noch nie vorwerfen lassen: Dass sie übertrieben fahradfreundlich sei. Und alle Stadtregierungen achten eigentlich auch akribisch darauf, nicht aus Versehen in diesen Ruf zu kommen. Aber irgendetwas ist schief gelaufen. Neulich erschrak ich fast, fühlte mich nach Amsterdam oder mindestens Kopenhagen gebeamt, als ich diesen doppelten Fahrradweg befuhr. Erst mach mehreren Metern legte sich mein Schock und ich war in der Lage, mit zittrigen Händen ein Foto zu machen. Auf einer Strassenseite zwei Fahrradwege einzurichten, die jeder allein sogar gegenverkehrgeeignet wären – völlig übertrieben. Dass ich mich tatsächlich doch noch in Hamburg befand, bewies ein Fotschwenk nach rechts, Richtung Binnenalster und Rathaus. Soweit also alles in Ordnung. Ausser –…

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Pech gehabt

von
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GREETINGS FROM KULTURSTADEL Zweimal schon schrieben wir hier über Berlins architektonisches Katastrophengebiet Kulturforum, das mit einem Museum der Moderne noch eine letzte Chance zur visuellen wie sozialen Reparatur bekommen hatte. Eine Aufgabe, die eigentlich unlösbar war und jetzt (um auch, aber nicht nur uns selbst zitieren) kam auch noch Pech hinzu. Denn wenn einer in der über Jahrzehnte verbauten Platzcollage –  eine Kirche, zwei Konzertsäle, drei Museen aus gefühlt sechs Stilrichtungen – noch etwas hätte retten können, wäre es tatsächlich das Superduo HerzogdeMeuron gewesen. Die Schweizer aber, weltweit für frische Architektursichten vom Museum bis zum Fußballstadion geehrt, lieferten nun in dem eingeladenen Finalwettbewerb  ihre bisher schwächste Idee ab: ein optisch einstöckiger, langgezogener Satteldachziegelriegel. Auf irgendeiner Metaebene lässt sich der Landlook vielleicht als Ironie-Kontrast zum modernen Inhalt verkaufen, aber unser Greetings-From-Betriebspsychologe erklärt es viel einfacher: schuld sind die anderen, die Nachbarn namens Mies van der Rohe und Scharoun. Dazwischen konnten sich HerzogdeMeuron wohl nur noch mit einer Mischung aus Unterwerfung & Selbstüberschätzung befreien. Ein…

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Der Zahn der Zeit

von
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GREETINGS FROM KALTEN KRIEG Es begab sich zu einer Zeit, da waren sich der Amerikaner und der Russe nicht so wohlgesonnen. Jetzt auch nicht so sehr, aber damals noch weniger. Ihre prinzipielle Abneigung drohten sie auf deutschem Boden austragen zu wollen, schließlich gehörte ja seit dem gemeinsam gewonnen Krieg in gewissem Sinne jedem ein Teil davon. Der Russe lauerte im Osten. Der Ami lauschte im Westen. Für seinen diabolischen Plan, die Gespräche der Ostfeinde bis hin nach Moskau abzuhören, hatte sich der amerikanische Geheimdienst passenderweise den Berliner Teufelsberg ausgesucht, eine gut hundert Meter hohe Erhebung im Grunewald, entstanden kurz nach dem Krieg aus Schuttresten. Zwischenzeitlich hätte es dieser Hügel sogar fast zu alpinen Skisportehren gebracht. Man glaubt es kaum. Die Abhörstory des umtriebigen CIA auch eigentlich nicht. Bis zu 2000 Agenten haben unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen seit 1957 von diesem Berg aus den Osten belauscht, bis sie in den späten 80ern…

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Crazy, sexy, cool!

von
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GREETINGS FROM THE 60’S Ich bin ein Kind der 60er, vielleicht liegt es daran. Auch wenn ich an dieses in meiner Vorstellung gesegnete Jahrzehnt wegen zu erheblicher Minderjährigkeit nur wenig reale Erinnerungen habe, komme ich doch (auch berufsbedingt) immer wieder zu dem Schluss, dass diese Umbruchjahre mindestens in ästhetischer Hinsicht das Nonplusultra mindestens des letzten Jahrhunderts waren. Architektonisch mutig und visionär, gestalterisch unerreicht und dauerhaft, modisch elegant und sexy – und immer eigenwillig, authentisch und super modern. Und vor allem: unfassbar cool. Einen Höhepunkt diesbezüglich verkörpert für mich das Foto dieses jungen Paares, genauer: jungen Ehepaares. Das Foto entstand direkt nach ihrer Hochzeit. Kein spiessiger Schleier, garantiert vorher auch kein unsäglicher Junggesellenabschied, sie trägt ein schlichtes Kleid, er ein offenes Streifenhemd. Dabei war es die Hochzeit des Jahres. Garantiert. Und zugegeben, nicht jeder hätte so eine phantastische Figur gemacht wie Brigitte Bardot und ihr Frischangetrauter, Gunter Sachs auf der Fahrt…

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