Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Tastes - page 4

Grill ’n‘ Chill

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GREETINGS FROM HAMBURGER SOMMER Ja, ich weiss: Es ist gerade überall warm in Deutschland, aber in Hamburg bedeutet eine Wettervorhersage von vier ungetrübten Sonnentagen mit jeweils locker über 20 Grad so eine Mischung aus nahezu unerträglicher Hitzewelle und Jahrhundertsommer. Und das schon Anfang Mai. Natürlich wird sich das bitter rächen im Verlauf der sonst üblicherweise zum Sommer zu zählenden Monate; der Hamburger würde sagen: zum Glück klimatisch regulieren. Aber jetzt, nach dem unendlich erscheinenden Winter blüht der Hanseat spontan auf. Das äussert sich auf unterschiedlich erfreuliche Weise. Eine nicht enden wollende Eppendorfer Krabbelgruppe hat sich in unmittelbarer Krähweite zu meiner Hängematte zum Grillen verabredet und natürlich diskutieren die engagierten Mütter angeregt wie unüberhörbar über Themen, wie Durchschlaferfolge (natürlich gelogen), Farbe der Kinderkacke nach Avocadogenuss und andere Appetitlichkeiten. Sebst der Kreisch-Chor zeigt deutliches Unbehagen. Aber die Hamburger können auch anders. Eine besonders effektive Form wochenendlicher Grillentspannung haben vier junge Damen vorgeführt, deren…

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Bildungsburger

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GF_Bauhausburger

GREETINGS VOM GRILL Ach, wie erfrischend. Ganze Juristengenerationen der 30er und der 50er Jahre prozessierten gegeneinander, wer und was sich Bauhaus-Design nennen darf (es lohnte sich, vor allem wegen der Stahlrohrmöbel-Lizenzen). Und jetzt steht hier in der Dessauer Bauhaus-Cafeteria ganz lässig auf der Menütafel:  „Bauhausburger 5.20“. Nichts sonst. Ein schönes Rätsel, mit dem man eine Designklasse eine Woche beschäftigen könnte. Und das mir jetzt die Wartezeit überbrückt: Kommt was einen so großen Namen trägt in Rot-Gelb-Blau? Als Dreieck-Quadrat-Kreis-Turm ? Oder in der frühen Johannes-Ippen-Linie strikt  vegetarisch? Nichts davon:   herübergeschoben wird  nach zehn Minuten eine kräftige Bulette mit Alibi-Rukola-Ranke im kugelhohen barbecuesoßensatten Roggenbrötchen. Sehr lecker, sehr theoriefern. Allenfalls vielleicht auch ein bisschen unpraktisch. Am Ende sieht mein Teller aus wie von Kadinsky getröpfelt. Kunst im Alltag! Passt doch. Lecker Grüsse sendet ROLF PS. Demnächst in unserer Ratgeber-Reihe: Der fieseste Burger der Welt.    

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Der lange Weg des Glücks

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GREETINGS AUS SÜDAMERIKA Manchmal kommt das Glück auf äußerst verschlungenen Pfaden zu einem, trifft einen dafür aber umso plötzlicher und unvermittelter. Oft braucht es eine ganze Zeit, bis es einen erwischt, weil es einen langen, langen Weg hinter sich bringen musste. Das ist ganz eindeutig so bei dem kulinarischen Glücksfall, von dem ich hier berichten muss. Muss – denn ist wohl eine der simpelsten, schmackhaftesten, gesundesten, nahrhaftesten und spektakulärsten Speisen, bei deren Zubereitung selbst der lernresistenteste Kochtrottel nichts falsch machen kann. Dafür aber mit 99,9prozentiger Sicherheit höchste Anerkennung für seine Kochkunst erfahren wird. Das Glück startete vor geraumer Zeit im Andenstaat Peru, wo sich die Einheimischen diese schmackhafte Idee haben einfallen lassen und sie „Ceviche“ nannten (ich denke, man spricht es „se-wie-tsche“ aus). Auf dem Weg zu mir verirrte es sich erst noch nach Nordschweden, wo der kochbegeisterte Schwager meiner guten Freundin Astrid sich vor kurzem intensiv der südamerikanischen Küche gewidmet und…

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Lauter Fehler

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GF_OffeneKüche2

GREETINGS AUS DER OFFENEN KÜCHE J’accuse! Oder heisst es Je regrette!? Ich bekenne mich jedenfalls schuldig; jahrelang habe ich ja mit Reportagen aus grossen offenen fliessenden Räumen  selbst mitgeholfen, ein Ideal zu fördern, das inzwischen gehörig an meinen Nerven zerrt – das der Offenen Küche. Das Auge isst mit, klar, aber das Ohr wohnt auch immer mit. Und zwar mehr, als mir früher klar war, ich bin kurz davor,  wie die stoisch-tapferen Zeugen Jehovas mich vor die grossen Küchenstudios zu stellen und Plakate in die Luft zu halten: Kehret um! Glaubt nicht den falschen neuen Propheten von gemeinschaftsfördernder Atmosphäre und heiterer Grosszügigkeit! Wie bei so vielen Irrtümern, im Allgemeinen wie bei mir, stand am Anfang Idealismus. Wer will etwas gegen Frauen-Sollen-Es-Besser-Haben und fliessende Raumparaden a la Corbusier haben? Oder gegen schöne Doppelseiten in Magazinen?  Als ich meine Frau kennenlernte, war schnell klar: Meine Kochtalente liessen mich immer nur Zweitbester sein,  meine familiären Stärken, so hat sich langfristig herausgestellt, liegen in…

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Zeitreise

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GF_Frühstück

GREETINGS VON GESTERN Müsli? Nie gehört! Cappuccino – was ist das? Dass das 19. Jahrhundert 25 Jahre länger dauerte und umgekehrt heute 2016 ist, auch wenn die jüngsten Möbelneuheiten aussehen wie geerbt – weiss ja jeder. Aber heute morgen habe ich entdeckt, daß man mit Glück sogar nochmal für eine halbe Stunde in die frühen 60erJahre reisen kann. Nein, nicht in einem Period-Room im Museum für Kunst und Gewerbe, sondern in echt, mit einem servierten Einheitskomplettfrühstück im ganz a jour über HRS gebuchten Hotel: Brötchen auf dem silbrigen Tablett, Schinken-Käseplatte mit je einer Scheibe, zwei Stück gute Butter, fertig. Kein endloses Suchen am Buffet, aber auch keine Schufa-Anfrage beim Bezahlen des obligatorischen 28 Euro-Morgen-Banketts. Hat sich sehr nett angefühlt, über-cholesteriniert, aber entschleunigt, dazu dünner Filterkaffee –  perfekt.  Wo  ich das gefunden habe? Irgendwo im alten Westdeutschland, genauer darf ichs nicht sagen – der Denkmalschutz hat seine konservatorische Arbeit aufgenommen. Satte Grüsse sendet ROLF

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