Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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März 2014 - page 2

Die vergessenen Jahre

von
JuhnkeChinaentenPlakat

GREETINGS VOM KALTEN KRIEG Melde mich nochmal vom Berliner Breitscheidplatz (den eigentlich keiner so nennt) zwischen Gedächtniskirche und Europacenter: hier war seit den 60ern das Zentralschaufenster Westberlins. Kein Tourist der hier nicht vorbeikam, hier fuhren die Linienbusse zum Tempelhofer Flughafen und hier stand lange, auch noch als die Mauer schon wieder  offen war und alle nach Mitte wollten, ein sehr skurriler Werbeschaukasten. Ein ziemlich fertig aussehender Harald Juhnke versucht, mit Stäbchen irgendwie eine Ente zu essen und so Gäste in ein Chinarestaurant im Bikini-Haus hereinzuwerben. Das gehörte dem Vater seiner halbchinesichen Frau, die er dort kennengelernt hatte. Alles vorbei, echter oder halbechter Glanz von gestern – ähnlich wie das gegenüberliegender Europacenter, mit Billigläden und Kartoffelrestaurants heute der provinziellste Ort der Welt. Warum ich jetzt davon erzähle? Weil in allem Ganz-Berlin-Wird-Metropole Hype sich jetzt die alten bürgerlichen Nachkriegs-Westsektoren darauf besinnen, daß sie ja auch mal ein ganz eigenes Lebensgefühl hatten, irgendwo zwischen subventioniertem…

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greetings from Eppendorf

von
Mein HipstaPrint 1002595809-4

ZEICHENSPRACHE Ja, es stimmt: Ich komme im Moment nicht wirklich viel rum in der Welt. Mein Mit-Blogger könnte sich die Finger wund bloggen aus Berlin, wo er einen Monat tolle Dinge macht und erlebt, aber schon seit geraumer Zeit niemanden mehr teilhaben lassen will. Also sende ich schon wieder Grüße aus meinem Kiez, na ja, von dort, wohin es mich verschlagen hat, diesen ganz schönen Stadtteil mit den ganz merkwürdigen Einwohnern – außer ich natürlich. Und außer noch einem lustigen Zeitgenossen, vielleicht aber auch einem Durchreisenden, der hier in Eppendorf seine Spuren hinterlassen hat. Im Hayns Park beziehungsweise auf der Grünfläche neben dem Eppendorfer Mühlenteich entdeckte ich einen Aufkleber mit einer Aufforderung, die ich nur unterstützen kann: „Vermehrt Schönes!“ Das berührt mich geradezu, dass jemand so ein Postulat in die Welt klebt, wenn auch ein wenig unpassender weise am Rande eines parkeigenen Abfalleimers. Also meine Ja-Stimme hat er. Aber es scheint…

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Der Westen leuchtet wieder

von
BikiniWestberlin

GREETINGS IN BIKINI-STIMMUNG So ab fünf gibt es im Moment keinen cooleren Platz in Berlin als die Bar-Terrasse des neuen Bikini-Hotels an der Gedächtnis–Kirche. Im zehnten Stock sitzt man hier draussen in der ersten Frühlingswärme, geniesst sein Getränk – noch mehr aber das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dem Comeback des früheren Westberlin-Zentrums ganz entspannt von oben zuschauen zu können. Zwar halten am Bahnhof Zoo keine Fernzüge mehr (und die Westberliner scheinen darüber immer noch gekränkter zu sein als nach DDR-Blockade & Luftbrücke), aber für Autofahrer und Flaneure fühlt sich das Dreiecks-Quartier Ku’damm-Gedächtniskirche-Zoo wieder an, als wärs die deutsche Version des Times Square (und der Potsdamer-Platz nur das, was er ist: ein hässlicher Alptraum). Eindeutig hat hier Immobilienspekulationsgeld mal was positives erreicht. Natürlich hängt dieser Wiederaufstieg  mit dem Nun-Nicht-Mehr-Ganz-So-Neu-Sein von Berlin-Mitte zusammen, aber nicht nur. Zwei glückliche Bauprojekte sind es, die dem Breitscheid-Platz seine frühere Grandezza zurückgeben:…

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Das unmögliche Haus

von
BerlinMauerNeubau

GREETINGS VOM MAUERBAU Wer in Berlin nochmal ein echtes Stück Mauer sehen will, findet nicht mehr viel; zu gross war 1989 die Mauerspecht-Sofort-Abbruch-Euphorie. Durchaus verständlich: revolutionärer-touristischer Überschwang. Überhaupt nicht verstehbar ist das Apartmenthaus „Living Levels„. Es wächst gerade in den Himmel. Melancholische Filmemacher könnten sich das Szenario nicht geschmackloser ausdenken. Der Luxuswohnturm wird nicht nur im sogenannten Todesstreifen stehen (das tun inzwischen viele Berliner Neubauten, am allerschnellsten hatten sich ja die Bundesländer ihre „Ministergärten“ am Potsdamer-Platz gegriffen). Das unglaubliche an dem privaten Wohnturm ist, dass er das unter Denkmalschutz stehende letzte lange Mauerstück, die East-Side Gallery zerstört. Es wird das bisher einzige Haus sein, daß VOR dieser Mauer stehen darf -und es wird sie durch seine Höhe zum Vorgarten-Mäuerchen degradieren. Es gab in Berlin ziemliche Proteste, weil für Baufahrzeuge ein Mauerstück herausgenommen wurde (Bild oben, vor dem „Sale“ Schild). Nicht schön. Aber viel schlimmer ist es, daß es das Haus überhaupt…

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greetings von Herrn Litfaß

von
Mein HipstaPrint 960701921

  MOMENTAUFNAHME Es gibt nichts älteres als die Zeitung von gestern. Das weiß der mediale Volksmund (und Dir, lieber Mit-Blogger, versuche ich das ja auch immer weiszumachen). Aber das stimmt ja gar nicht. Noch älter ist meist das, was in der ehemals leidlich erfrischenden Hamburger Mopo steht, die heutzutage eher so etwas ist wie die gefühlt mit zwei- bis dreitägiger Verspätung gedruckte Ausgabe von Spiegel online. Und ein Medium, das die Generation nach uns, also die unter 35jährigen 😉 gar nicht mehr kennt, wenigstens höchstwahrscheinlich nicht mehr wahrnimmt. 1854 hatte der Drucker Ernst Litfaß eine tolle Idee und vom Berliner Polizeipräsidenten Karl Ludwig von Hinkeldey (danke Wiki) die Genehmigung erhalten, Säulen in der Stadt zu errichten, an denen Werbeplakate angebracht werden konnten. Unter der Auflage, dass hier auch amtliche Bekanntmachungen und neueste Nachrichten veröffentlicht werden. Neueste Nachrichten, hmmm… Die eine Litfaßsäule, die ich beim morgendlichen Jogggen an der Ostecke des…

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