Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Design - page 4

Budda bei die Fische

von
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GREETINGS FROM IRRSINN Eine Jahrhundertentdeckung! Oder zumindest eine Weltsensation? Also, ich treibe mich in einem dieser allgegenwärtigen Schnickschnack-Deko-Läden rum zwecks Geschenksuche, da trifft mein Blick, ehrlicherweise der meiner Tochter Johanna, auf eine Kreation, die an Absurdität schwer zu überbieten ist. Außer vielleicht an einem bestimmten Ort, dazu später. Es handelt sich um eine weiße – vermutlich – Butterdose, auf deren Deckel ein dicker Mann sitzt. Die Figur dient quasi auch als Griff, um den Deckel anzuheben. Was hat sich der Erschaffer dieses Utensils wohl dabei gedacht? Soll der dicke Mann davor warnen, zu viel des in der Dose befindlichen Fettes zu verzehren, auf das man möglichst nicht so aussehen möge wie er selbst? Eher nicht. Ist es eine reine Verzierung? Aber warum dann diese Figur, die an einen bekannten Religionsstifter erinnert. Das wäre dann ja schon Blasphemie oder zumindest Geschmacklosigkeit. Nein, die Lösung ist wohl nicht so einfach, man muss schon ein wenig um…

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Vom hygienischen Fortschritt

von
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GREETINGS VOM PORZELLAN Achtung, Achtung, eine Weltexclusivgeschichte aus der High-Tech-Stylewelt. Neulich bei einem meiner nostalgischen Redaktionsbesuche. Kaffee gabs – in einer expressionistischen Tasse, die mir bekannt vorkam, obwohl ganz neu, vom Frühjahr 2015. Was ja in Redaktionen schon mal nicht selbstverständlich ist. Meist findet man in der Teeküche eher Becherstapel mit Aufschrften wie „Cuba“, „TUI-FLY“, „RTL“ oder „Teekampagne 1992“ – Beweise journalistisch-umweltbewusster Nachhaltigkeit, die erst schwächer wurde, seit Redaktionen zur Verschlankung einmal pro Jahr umziehen. Der Becher also: feinstes Porzellan mit etwas übertrieben geschwungenem Henkelband und einem Werbeaufdruck „ISH 2015“ – was bewies, dass die Redaktion ihre Reakteure immerhin noch Reisen nach Frankurt ermöglichte, zur weltgrössten Sanitärmesse. Womit ich, hier zum erstenmal öffentlich gemacht, bei meiner geheim-privaten Sammlung bin: „Fragen aus meinem Leben, die ich besser nie gestellt hätte“. Eine der folgenschwersten betraf nämlich jene Firma – ich muss den Namen verschweigen, warum, wird der Leser am Ende verstehen – jene Firma, die als einer der…

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Ein verlorener Abend

von
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GREETINGS AUS DER LANGEWEILE Zwei und eine viertel Stunde – was kann man darin und damit nicht alles machen. Fußballweltmeister kann man werden oder im Vapiano nacheinander die Pizza-, die-Salat- und die Getränketheke besuchen oder von Hamburg bis ins Brauhaus nach Bleckede radeln. Man kann also viel Spaß haben. Genau das Gegenteil war mein Abend gestern. Mein Fehler: mir die Apple-Neuigkeiten im Lifestream anzusehen. Neuigkeiten, werden Klügere als ich jetzt fragen – welche Neuigkeiten? Man soll in Zukunft auf dem iPhone zwei Fenster nebeneinander öffnen können und Musik nicht nur kaufen, sondern wie bei Spotify auch streamen können –  insgesamt ein news-Wert von, sagen wir, aufgerundet fünf Minuten. Stattdessen durfte ich mir aufgekratzte kalifornische Millionäre unter offensichtlich verschieden wirkenden Doping-Einflüssen in endlosen Steve-Jobs-Imitatiosvarianten ansehen. Irgendwas läuft da ziemlich schief. Jobs‘ Genie bestand ja gerade darin, aus einer unendlichen Fülle technischer Möglichkeiten simple, klare, faszinierende Dinge herauszufiltern. Seine Nachfolger machen das Gegenteil – und sie scheinen es…

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Ende Legende

von
FalscherCorbusier

GREETINGS VON CORBUSIER Inzwischen ist’s 50 Jahre her, daß an einem Augustmorgen ein alter Mann an den Steinstrand der Cote d’Azur gespült wird, kollabiert beim Schwimmen im Mittelmeer, seinem sommerlichen Fitnessritual unterhalb seiner selbstgezimmerten Urlaubshütte. „Tod durch Herzinfarkt“ wird der Notarzt in den Totenschein schreiben, doch es gibt nicht wenige, die in der bildstarken Dramatik eine letzte Selbstinszenierung des 78jährigen Le Corbusier sehen, der seinen Tod, wenn nicht gesucht, so doch erwartet und mitgestaltet hat. Wenige Monate vorher hatte er mit Cesare Cassina einen Vertrag gemacht, der beide Männer zu Paten des modernen Design-Business‘ werden liess. Le Corbusier, schon zu Lebzeiten eine Architektenlegende, erlaubte der italienischen Familienfirma, seine Möbelentwürfe, bis dahin fast nur in bau-begleitenden Kleinauflagen gefertigt, exklusiv in Serie zu produzieren. Was dem Bauhaus nicht gelungen war, schaffte Cassina mit der „iMaestri“-Collection: die Etablierung einer moralisch, kulturell, technisch und rechtlich abgesicherten nicht mehr Handwerk- oder Ingenieurmässigen, sondern künstlerischen Autorenschaft für Sessel und Sofas. Nach dem Modell Cassina&Le Corbusier wollte…

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greetings from Klove

von
Mein HipstaPrint 959346377

STRAIGHT FROM THE HEART Erinnert sich noch jemand an den Song? Bryan Adams, 1983. Da gab’s Prateek Jain und Gautam Seth noch nicht. Aber die beiden Gründer des Studios Klove haben mir die Rock-Ballade jetzt ins Gedächtnis gerufen: An einer Wand in ihrem Showroom in Neu-Delhi erstrahlt diese herzförmige Lichtinstallation aus lauter einzelnen Herzen ­– und die wirkte straight to my heart. Denn die Idee, die dahinter steckt, ist der eigentliche Clou: Indien hat schon lange einen guten Ruf in Sachen Glas. So gelten etwa die Glasbläser in Ambala, einer Stadt in Nordindien, die seit Generationen Spezialglas für die chemische Industrie oder den medizinischen Bereich herstellen, als Meister ihres Fachs. Warum nicht mehr daraus machen? Jain und Seth arbeiten seit 2005 daran, die dekorative Glasbläserei durch ihre Lampen, Leuchter und Installationen in Indien und über die Grenzen ihres Landes hinaus populär zu machen. Und dadurch diese Handwerkskunst zu bewahren. Nicht…

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