Inspektionsreisen durch die Stilwelt

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Jan - page 31

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greetings from Calau

von
CALAU Homer

  DIE KUNST DES LÄCHERLICHEN Jetzt lappt es mal ganz leicht ins Philosophische, mein Lieber: Gemeinhin wird ja davon ausgegangen, dass es die edelste Aufgabe des Menschen ist, nach Höherem zu streben: Besser, weiter, schneller. Oft vergessen wird dabei leider eine Disziplin, die sich gewissermaßen mit dem Gegenteil beschäftigt: Die Auslotung des niedrigst möglichen Niveaus. Dabei geht es darum, jene unterste Stufe der Intellektualität, des Witzes oder des Geistes ganz allgemein zu erreichen, bei der man gerade noch festen Boden unter den Füßen hat – auch wenn er manchmal schon bedenklich schwankt. Aber ohne Totalabsturz. Einer meiner Helden, die das seit Jahren, ich glaube seit bald 25, Woche für Woche, in endlosen Wiederholungen auch Tag für Tag, praktizieren, ist der meist unterschätzte Vorstadt-Vordenker Homer Simpson, der in seiner zufriedenen Einfältigkeit wunderbare Lebensweisheiten von sich gibt. Zum Beispiel als „Ermahnung“ an seinen Sohn Bart: „Wir sind hier in Amerika. Hier kann…

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greetings from Hildesheim

von
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WER BAUT DENN DA? Das kleine Städtchen Hildesheim südlich von Hannover schafft es seit Jahrzehnten nur durch exzessive Eingemeindungen bis an den Harzrand, nicht unter die Marke von 100.000 Einwohnern zu rutschen, wozu ich auch mal ein paar Jahre lang aktiv beigetragen habe. Deshalb darf es sich stolz Großstadt nennen und tut das auch, obwohl es dieses mühsam erworbene Etikett eigentlich gar nicht nötig hat. Denn es ist im Besitz eines sehr sehenswerten Doms mit angeblichem 1000jährigem Rosenstock und der noch bezaubernderen St. Michaelis-Kirche, einem der wohl proportioniertesten romanischen Bauten. Beides gemeinsam steht auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Zu Recht. Und beides wird gepflegt von der Stadt. Auf dass viele Besucher das kleine Großstädtchen beehren und seinen Ruhm in die Welt hinaus tragen. Prima. Allerdings kann man nur hoffen, dass die mit einer Art Tunnelblick die Stadt auf dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten durchqueren, denn bis dahin hagelt es ziemliche Unsehenswürdigkeiten.…

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greetings from Coco Chanel

von
COCO

  GEDANKENGUT Ich gebe zu, mich interessiert die Welt der Mode, des Duftes, der Prominenz nicht sonderlich. Chanel, befürchte ich, habe ich allerdings bislang unangemessen wenig beachtet. Ich meine die Namensgeberin. Klar ich weiß von ihren Hüten, Nr. 5, dem kleinen Schwarzen und so, von ihrer Affäre mit Strawinski (oder hatte davon erst vor kurzem in dem sehr charmanten Buch „1913“ von Florian Illies gelesen?). Jetzt ist mir aber aufgefallen, dass sie mich auch darüber hinaus immer wieder erstaunt und begeistert. (Auch wenn sie, ja, Du hast recht lieber Blog-Wart Rolf, im Verdacht ist, Nazi-Kollaborateurin gewesen zu sein.) Gerade sah ich auf 3sat einen Ausschnitt aus „Coco Chanel und Igor Strawinski“, eine Szene, in der sie ihr neues Parfum kreieren ließ und eine Probe ablehnte mit dem wunderbaren Kommentar: „Ich will nicht riechen wie eine Blume, sondern wie eine Frau!“. Dabei fielen mir wieder andere Statements von ihr ein, jedes…

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greetings to Rolf Sachs

von
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TYPISCH DEUTSCH Liebe Rätselfreunde, jetzt mal eine nicht ganz so leichte Aufgabe aus Köln. Im dortigen MAKK (Museum für angewandte Kunst Köln) hat der Gegrüßte, berühmter Künstler und Designer und Sohn des noch berühmteren Erben, Fotografen und Playboys Gunter Sachs, Arbeiten gezeigt, die sich mit dem Thema „Typisch deutsch?“ auseinandersetzen sollten. Ganz netter Typ, der Herr Sachs, hat sich sofort fotografieren lassen. Und keine schlechte Idee der Direktorin Petra Hesse, dieses Konzept: Großer Name, griffiges Thema, bekannte Klischees, originell veranschaulicht. Wenn‘s so wäre. Für Sauberkeit hatte sich der Künstler jeweils etwa ein Quadratmeter große Haushaltsbürsten ausgedacht, für ich weiß nicht mehr was einen riesigen Bücherstapel in Metall gegossen, ein mit Spitzhacke bewaffneter Gartenzwerg steht für Fleiß (nicht für Spießigkeit), ein Stapel Filzmatten, auf denen eine güldene Metallkugel lastet, für – na? – Schwermut und eine Biergarten-Tisch-Bank-Kombination für Geselligkeit. Meinetwegen. Aber was sollte die wirklich hübsche Installation bedeuten, bei der ein Füllfederhalter…

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greetings to ß

von
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DREI MIT RÜSSEL Lieber Sprachwächter, ich wollte gerade mal wieder ein ausserordentliches Sonderlob in Richtung Cupertino loswerden, weil ich wähnte, die modernen Menschen bei Apple hätten getan, was deutsche Sprachbeauftragte schon längstens hätten tun sollen, spätestens aber im Zuge einer der diversen Rechtschreibreformen hätten tun müssen: das „ß“ eliminieren. Mit der Aktualisierung meines Betriebssystem, glaubte ich, hätten die Apples das schon mal durch Verbannung dieses missratenen Buchstabens von der Tastatur in die Wege geleitet. Dass ich in letzter Zeit meist auf die Benutzung dieses Buchstabens verzichte, war also nicht die anarchistische Natur in mir, aber diebisch gefreut habe ich mich, dass beim längeren Drücken auf das „s“ diese merkwürdige Option nicht mehr angeboten wurde. Eine überfällige Entscheidung – wäre das gewesen. Leider hat meine verfrühte Freude meinen Blick verklärt. Erst nach einigen Tagen schweifte mein Blick in die rechte untere Ecke der Tastatur und ich vergegenwärtigte, dass die Herren und Damen des…

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